Grafik: medio.tv/Fricke
Gedanken zum Monatsspruch Juli 2025
Die Sorgen bekommen Risse
Das nenne ich eine Ansage: Sorgt euch um nichts!
Hört sich das nicht einfach blauäugig an? Manche würden sagen, das sei naiv. Andere würden denken, na, das ist ja weltfremd - in heutiger Zeit, in unserer Welt, mit unserer Geschichte und den
gewählten Wegen in die Zukunft: Sorgt euch um nichts!
Allerdings ist es nicht der Werbespruch einer Versicherung oder der Wahlspruch einer Partei. Es ist nicht ein guter Rat aus einem der Ratgeber, wie es sich gut leben lässt angesichts der vielen
Sorgen. Es ist nicht die Gebrauchsanleitung für Sorgenpüppchen oder Kuscheltiere mit „Sorgenaufessfunktion“. Es ist ein Bibelvers aus der Anfangszeit des Christentums.
Zugleich tu ich mich schwer mit dem Appellcharakter: Du musst nur das machen und schon …
Das, was ich kenne, ist, dass das Sorgenmachen überhandnimmt. Es bringt mich um den Schlaf! Die Sorgen um Kinder oder Partner*in, um Arbeit, unser Auskommen, die Sorgen um die Spannungen in
unserem Land, die Schere, die immer größer wird, das Missverstehen, das nicht mehr miteinander Reden können … das lähmt, macht stumm.
Reden hilft! Sagen alle Ratgeber, aufschreiben geht auch. Irgendwie muss das Sorgen in Worte gefasst werden, muss „raus“ aus mir und geteilt werden. Halbiert werden sie dadurch nicht. Doch
ausgesprochen, verlieren sie ihre Unerschütterlichkeit. Ihre Macht bekommt feine Risse. Worte nehmen den Sorgen ihre Übermacht.
Ich spreche sie aus, laut oder leise, still vor mich hinmurmelnd, morgens, mittags oder abends, traumseufzend in der Nacht. Manche von uns nennen es Gebet: Gott, Freundin der Menschen, Begleiter
unseres Lebens. Dir erzähle ich von dem, was mich umtreibt. Du teilst nicht ein in große oder kleine Sorgen. Du sagst nicht, es wird schon wieder alles gut. Du hörst unsere Bitten und unseren
Dank. Dein Rat ist das Gebet. Mehr nicht und nicht weniger.
Unsere Worte bringen die Veränderung. Vielleicht sind sie es auch. Worte zu dir gesagt. Eingeordnet in einen größeren Zusammenhang. Das bettet sie ein. Jede Sorge:
Denn der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren. (Phil 4,7 E)
Pfarrerin Eva Hillebold
Kassel