Grafik: medio.tv/Fricke
Mut für Neues
In fast allen Betrieben und Firmen gehört heute die Frage nach dem Qualitätsmanagement zum Grundbestand der Firmenpolitik. Da geht es darum, Abläufe zu optimieren und die Qualität der einzelnen
Produkte zu steigern. Oder es wird dadurch versucht, die Arbeitsqualität der Mitarbeitenden zu steigern.
Es geht also um etwas durchaus Sinnvolles und doch ist es zuweilen auch mühsam. Ich kann das beurteilen, seitdem die Frage nach dem Qualitätsmanagement auch unsere Kirche erreicht hat. Wir sind
in großen Veränderungsprozessen und die funktionieren nicht ohne solche Maßnahmen, die den Aufbau und den Ablauf einer Organisation verbessern wollen. So ist das heute eben im Unterschied zu
früher. Das denken wir zumindest und fühlen uns dabei sehr fortschrittlich.
Der Blick in die Bibel zeigt uns allerdings, dass diese Gedanken weder neu noch fortschrittlich sind, sondern zu Kirche und Gemeinde dazu gehören. Wir finden eine der Grundempfehlungen für gutes
Qualitätsmanagement bereits in einem der Paulusbriefe. Paulus legt der jungen Gemeinde in Thessalonich, dem heutigen Thessaloniki, ans Herz: „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Auf seiner zweiten Missionsreise macht er in der Hauptstadt der römischen Provinz Mazedonien Station. An diesem bedeutenden Handelsplatz gründet er eine christliche Gemeinde, die ihren Glauben
mit großer Strahlkraft lebt. Und doch ist Paulus beunruhigt, weil die junge Gemeinde vielen Einflüssen und Anfeindungen ausgesetzt ist. In seinem Brief überwiegen zu Beginn Erleichterung und
Freude darüber, wie reich Gott die Gemeinde beschenkt und Gottes Geist in ihr und durch sie wirkt. Es folgen Ermutigungen und auch Ermahnungen, die gegen Ende des Schreibens darin münden: „Prüft
alles und behaltet das Gute!“ Gar nicht so einfach! Erst recht für eine so junge Gemeinde. Und doch anscheinend nötig und unumgänglich.
Ich lese diesen Rat des Paulus als Ermutigung auch für unsere heutige Situation. Seid nicht ängstlich, wenn es um neue Formate und Ideen geht. Probiert alles aus und behaltet das Gute. Und
genauso möchte ich es in meinem Leben machen. Die Jahreslosung schenkt uns als Kirche und auch jedem Einzelnen und jeder Einzelnen ganz viel Freiheit. Sie traut es uns zu, dass wir nach
sorgfältiger Prüfung das Gute bewahren und tun. So gesehen ist Qualitätsmanagement durchaus sinnvoll.
Sabine Kropf-Brandau
Pröpstin Hanau-Hersfeld