„Ein Mutmacher für Gelnhausen“

 

Ehemaliger Pfarrer Uwe Steuber wird mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet

 

 

Gelnhausen (asc). „Du bist ein Vorbild, ein Mutmacher, jemand, den  wir in der heutigen Zeit so dringend  benötigen“, bedankt sich Thorsten  Stolz bei Uwe Steuber. „Als ich vor 30 Jahren Ihren Konfirmationsunterricht besuchte, hätte ich mir nie träumen  lassen, dass wir heute hier stehen“, führt der Landrat fort und überreicht Uwe Steuber am Freitagmorgen eine ganz besondere Auszeichnung: den Ehrenbrief des Landes Hessen.

 

„Heute sprechen wir nicht über den Pfarrer Uwe Steuber, sondern über den Bürger, der für seine herausragenden ehrenamtlichen Leistungen den Landesehrenbrief erhält“, betont Landrat Thorsten Stolz. Als Bürgermeister Daniel Glöckner und Stadtverordnetenvorsteher Peter Tauber mit dem Vorschlag.an ihn herangetreten waren, Steuber für den Landesehrenbrief vorzuschlagen, sei es ihm klar gewesen: Den Landesehrenbrief hat Uwe Steuber sich verdient. „Nicht nur warst du 36 Jahre lang Pfarrer in Gelnhausen, Haitz und Höchst. Dein ehrenamtliches Engagement ging 'weit über dein Amt hinaus. Dafür wollen wir dir heute Dank, Anerkennung und unsere Wertschätzung entgegenbringen“, wendet sich der Landrat an Uwe Steuber. „Mit deinem Engagement im sozialen und kulturellen Bereich hast du Projekte im gesamten Stadtgebiet vorangebracht, hast Gelnhausen mitgestaltet.“

 

So brachte Uwe Steuber in einem Jahrhundertprojekt die komplette Sanierung der Dankeskirche Haitz voran, war Vorsitzender im Förderkreis jener Kirche, Präsident des Rotarier Clubs Bad Orb, Vorsitzender und Schriftführer des Vereins' Freunde des Rotarier Clubs Bad Orb, Vorsitzender der Stiftung Marienkirche und hatte den Vorsitz im Aufsichtsrat der Diakonischen Pflege Kinzigtal inne. Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten und Vereinsmitgliedschaften geht noch weiter, so war er beispielsweise auch bei den Gelnhäuser Schelmen aktiv. „Es gibt viele Menschen, die sagen, dass etwas nicht geht“, sagt Stolz. „Aber dann gibt es noch Menschen wie dich. Menschen, die schon im Kleinen anpacken und Projekte für ihre Stadt auf den Weg bringen.“

 

Auch Bürgermeister Daniel Glöckner besuchte vor 30 Jahren den Konfirmationsunterricht von Pfarrer Uwe Steuber. „Egal, wie aufgebracht oder wütend ich war, egal, wie sehr. ich innerlich kochte - ein Gespräch mit dir beruhigte mich immer.“ Auch wenn Steuber nicht gebürtig aus der Barbarossastadt stammt, ist Glöckner sich sicher: „Du bist ein Teil unserer Stadt. Du bist Gelnhäuser mit Leib und Seele.“ Uwe Steuber ist mittlerweile nach Melsungen verzogen. Glöckner hofft jedoch, dass der ehemalige Pfarrer der Stadt noch weiterhin erhalten bleibt.

 

"Jetzt bin ich wohl dran", setzt Uwe Steuber zum Dank an und lacht. Von der Wertschätzung sei er ganz überwältigt. "Wäre ich noch im Dienst, dann hätte ich diese Auszeichnung abgelehnt, weil ein solches Engagement doch selbstverständlich ist. Jetzt bin ich im Ruhestand und freue mich über diese Würdigung“, gesteht Steuber. „Denn es beweist mir, dass ich nicht in Vergessenheit gerate.“ Als er erfuhr, dass er mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet werden soll, war er jedoch überrascht: „Ich habe mich nie parteipolitisch engagiert. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mein Einsatz für Gelnhausen jemals auf diese Art und Weise geehrt wird.“ Dennoch bedeute ihm die Auszeichnung viel. Doch auch Worte des Dankes hat Steuber im Gepäck. Ein Danke an alle, die ihn unterstützt haben, ein Danke an seine Frau und seine Söhne und ein Danke an alle, die den Tag mit ihm feiern.

 

Quelle: GNZ vom 21.10.2023

 


"In bald vier Jahrzehnten habe ich viel Schönes und Beeindruckendes erlebt.“

Abschied von Pfarrer Uwe Steuber

 

Nach 36 Jahren Pfarrdienst in unseren Kirchengemeinden wird unser Pfarrer Uwe Steuber im Juni in Ruhestand gehen.

Große und wichtige Meilensteine in der Geschichte unserer Kirchengemein-
de fallen in seine Dienstzeit und sind seinem Engagement mit zu verdanken. Die große Sanierung der Marienkirche von 1986 bis 2002, die Gründung der Stiftung Marienkirche, der Neubau der Orgel und die Sanierung der Dankeskirche in Haitz sind nur einige Großprojekt neben vielem anderen. Im nächsten Gemeindeboten werden wir ausführlich über seine Tätigkeit in Gelnhausen und Haitz/Höchst
berichten.


Lieber Uwe nach 36 Jahren ist Schluss: Abschied von einem Traumberuf?

 

Uwe Steuber: Ja, vor allem die Arbeit mit Menschen hat mich immer interessiert: unterschiedliche Menschen auf den Stationen ihres Lebensweges begleiten, Sinnvolles und Gutes tun. Im Pfarrberuf ist so viel Raum für Kür. Ich konnte meine Schwerpunkte selbst setzen: Jugendarbeit, Kirchenmusik, Diakonie, Verwaltung.

 

 

Hast du bei deiner Berufswahl geahnt, dass du Bauarbeiten beaufsichtigst, Bewerbungsgespräche führst und Finanzkonzepte erstellst?

 

Uwe Steuber: Im Studium nicht, wohl aber während meines Vikariates in Wächtersbach. Ich wusste, dass zum Pfarrdienst in Gelnhausen ein hohes Maß an Organisation gehört. Auch deswegen habe ich mich auf die Stelle beworben. Im Kirchenvorstand Gelnhausen war ich fast 21 Jahre Geschäftsführer und Vorsitzender oder stellvertretender Vorsitzender, in Haitz/Höchst für die gesamte Zeit. Ich habe Baumaßnahmen verantwortlich begleitet: Jahrhundertrenovierung Marienkirche und Dankeskirche, Orgelneubauten, Renovierungen der Gemeindegebäude; ebenso die diakonische Arbeit wie Einrichtung einer „Kita“ für Flüchtlingskinder in den 90er Jahren, Geschäftsführung der mobilen Krankenpflegestation, Vorsitz im Stadtladen-Beirat; Finanzen, Spenden und Öffentlichkeitsarbeit; Vorstandsvorsitzender und Treuhänder der Stiftung Marienkirche und Vorsitz im Kooperationsausschuss Kinzigaue.

 

Als Pfarrer ist man nie Einzelkämpfer. Wie wertvoll war für dich die Zusammenarbeit mit anderen?

 

Uwe Steuber: Bereichernd und unerlässlich. 36 Jahre Pfarrdienst – da habe ich mit vielen Menschen zusammengearbeitet. Je fünf Stellenwechsel gab es auf den beiden anderen Gelnhäuser Pfarrstellen und damit verbunden komplette Vakanzvertretung – Pfarrstelle 3 für 37 Monate, Pfarrstelle 1 für 16 Monate. Dank des Kooperationsraums sind Vertretungen nun auf vielen Schultern verteilt. Hinzu kamen die hauptamtlich Beschäftigten, deren Vorgesetzter ich ja war: Sekretärinnen, Küster, Kantoren, Jugend- und Sozialarbeiter/innen, „Zivis“ und „Bufdis“, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und Erzieherinnen. Und natürlich die vielen Gespräche mit Ehrenamtlichen, dazu zählen die Vorsitzenden oder stellvertretenden Vorsitzenden der Kirchenvorstände: in Gelnhausen Wilhelm Horlitz, Rudi Domrös, Lieselotte Krebber, Gerhard Dinges, Arndt Lometsch, Sabine Schöne, Dr. Jörg Hartge und in Haitz/Höchst Karl-Heinz Mütze und Karla Wecke.

 

  • Info: Vor 36 Jahren begann Uwe Steuber als 36. Pfarrer der seit 1543 bestehenden 2. Pfarrstelle an der Marienkirche seinen Dienst. Inzwischen wurde die ebenfalls in der Reformationszeit eingerichtete und dem Metropolitan später Dekan zugeordnete 1. Pfarrstelle aufgelöst. 2021 erfolgte die Umbenennung der 1967 eingerichteten Pfarrstelle 3 in 1. Zur 2. Pfarrstelle gehört der Gelnhäuser Pfarrbezirk Mitte/Ost. Hinzu kommt Haitz/Höchst als „Filialgemeinde“ – das bedeutet eigenständige Gemeinde mit Kirche und Kirchenvorstand, aber ohne eigene Pfarrstelle.


 

Welches Ereignis hat dich am meisten beeindruckt?

 

Uwe Steuber: In bald vier Jahrzehnten habe ich viel Schönes und Beeindruckendes erlebt, die Fotos spiegeln das wider. Einzelne Ereignisse herausgreifen kann ich nicht. Zu meinem Alltag gehörten Seelsorge und Gottesdienst, Kinderkirche, Jugend- und Seniorenarbeit, Besuchsdienst, Religionsunterricht, Stadtferien, Freizeiten. Da war ganz viel Schönes dabei.

 

Kinder- und Jugendliche gehen häufig unbefangener an christliche Themen heran. Wie hast du das erlebt?

 

Uwe Steuber: Genau so. Ich denke an den Religionsunterricht, vor allem in der Grundschule – ganz natürlich haben die Kinder über Gott gesprochen. Oder die Wanderfreizeiten mit Jugendlichen, wo wir uns nach stundenlangem Marsch durch den Regen über den Sinn des Lebens ausgetauscht haben.

 

Während der Pandemie hast du dich an digitale Gottesdienste gewagt. Lässt sich die christliche Botschaft auch online verkünden?

 

Uwe Steuber: Uneingeschränkt: Ja! Es gibt viele Möglichkeiten der Verkündigung, an Ostern haben wir sogar online Abendmahl gefeiert. Überrascht hat mich, wie nah wir uns dabei waren. Was mir gefehlt hat: das gemeinsame Singen.

 

Die Kirche steht vor großen Herausforderungen. Sollte sie sich nur nach Innen wenden oder sich öffentlich einmischen?

 

Uwe Steuber: Etwa die Hälfte der in Deutschland Lebenden gehört einer der großen Kirchen an. Das ist weniger als früher, dennoch sollten wir uns selbst nicht kleinreden. Natürlich muss sich Kirche zu Wort melden – nicht zu allem und jedem, wohl aber wenn es um die Verkündigung des Evangeliums geht, um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung von Gottes Schöpfung.

 

Bedeutungsverlust, Mitgliederschwund: Was muss die Kirche tun, um Menschen zu begeistern?

 

 

Uwe Steuber: Als Kirche können wir den Menschen dabei helfen, etwas über Gott, den Glauben und das Leben zu erfahren. Bei mir persönlich waren es Jugendarbeit und Kirchenmusik, durch die ich diese Chance hatte – aber es gibt noch viele andere Wege, etwa im sozial-diakonischen Bereich oder im Gottesdienst. Wer nie die Chance hatte, christliche Inhalte und Lebensgestaltung kennenzulernen, wird sich mit dem Glauben schwertun.

 

 

  • Info: Neben der Arbeit in den Gemeinden war Uwe Steuber in zahlreichen Gremien ehrenamtlich aktiv: Vorsitz im Aufsichtsrat der Diakonischen Pflege Kinzigtal und im Kirchenkreis-Bau- und -Musikausschuss, Beauftragter für Kirchenmusik und Kreisposaunenwart; Mitarbeit in der städtischen Friedhofskommission, im Denkmalbeirat des Main-Kinzig-Kreises, im Volkshochschulbeirat und im Forstamtsausschuss; Mitglied der Kreissynode, stellv. Mitglied der Landessynode und Mitarbeit in landeskirchlichen Arbeitsgruppen, Vorstandsmitglied der AG der kurhessischen Diakoniestationen sowie langjährige Mitgliedschaften und Vorstandstätigkeit in Vereinen und Förderkreisen.

 

Wenn dich jemand auf der Straße angesichts des Ukrainekriegs oder des Hungers in Afrika fragt: Wo ist denn Gott – was antwortest du?

 

Uwe Steuber: Krieg und oft auch Hunger sind von Menschen verursacht. Gott könnte eingreifen, wie beim Auszug der Israeliten aus Ägypten. Warum er es jetzt nicht tut, kann ich nicht beantworten. Mit unserem Verstand können wir das nicht begreifen. Aber ich bin gewiss: „Gott ist da, wo Menschen leben,“ so heißt es in einem Lied. „Gott ist überall, auch und gerade im Leid.“ Mit diesem Satz habe ich oft versucht, Menschen zu trösten.

 

Gibt es einen Vers aus der Bibel, der dich durch dein Leben trägt?

 

Uwe Steuber: Mein Konfirmationsspruch aus dem Römerbrief hat mir neue Wege eröffnet, wenn etwas ausweglos erschien: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet fest am Gebet“. Hilfreich ist auch ein Wort des Paulus aus dem Epheserbrief: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Der Vers fördert die Nachtruhe und eröffnet neue Perspektiven für den nächsten Tag.

 

Deinen Abschied hast du dir anders ausgemalt. Was möchtest du den Menschen zum Abschied noch mit auf den Weg geben?

 

Uwe Steuber: Nach so vielen Jahren hatte ich einen festlichen Gottesdienst in der Marienkirche geplant: Musik, Grußworte, ein Empfang mit Häppchen und Sekt. Es kam anders – auf meinen Wunsch hin wurde auf all das verzichtet. Hinzu kommt die Pandemie, und angesichts der Situation in der Ukraine möchte ich kein fröhliches Fest. Stattdessen gibt es diesen Rückblick im Gemeindeboten. Viele Gemeindeglieder bedauern das, zahlreiche Briefe und viele gute Wünsche habe ich bekommen. Gewiss wird es noch Gelegenheit geben, sich persönlich zu verabschieden – wir bleiben Gelnhausen ja weiterhin treu. Allen Bürgerinnen und Bürgern in den Gemeinden, den Verantwortlichen im kommunalen Bereich, in Vereinen und Organisationen und in der Ökumene sage ich ein herzliches Dankeschön für alle Unterstützung. Besonders danke ich meiner Familie für das Verständnis und die tatkräftige Hilfe: Meiner Frau, für Kindergottesdienst / Kinderkirche und Lektorendienst, unseren Söhnen für ihre Mitarbeit in der Jugend- und Konfirmandenarbeit und für ihr Orgelspiel. Eine große Bitte habe ich noch: Begegnet der Pfarrerin oder dem Pfarrer die / der nach mir kommt so, wie ich das erfahren durfte: offen, herzlich, freundlich und zugewandt.

 

Das Interview führte Stefanie Bock

 


Ein Baum für die Ökumene

Beim Gründungsfest der Pfarrei St. Raphael im September 2021 hatte Pfarrer Uwe Steuber vom evangelischen Kooperationsraum Kinzigaue ein besonderes Geschenk überreicht: eine Baumpatenschaft. Jetzt war es soweit, gemeinsam mit Pfarrer Hans Joachim Imhof, stellvertretender Vorsitzender des Kooperationsausschusses, konnte er das Geschenk übergeben. Revierförster Lukas Rippl hatte das Bäumchen gepflanzt, am Waldrand zwischen dem Höchster Friedhof und dem Kaiserbaum. „Keine deutsche Eiche, wir haben uns für einen Wildapfel entschieden“, sagte Steuber. „Apfel und Apfelbaum wecken manche Assoziationen, von Adam und Eva bis hin zu Martin Luther. Zudem steht so ein Baum symbolisch für das Wachsen und Gedeihen einer christlichen Gemeinde.“

 

„Diese alte Baumart „malus sylvestris“, so der botanische Name, bereichert die Artenvielfalt in unseren Wäldern“, betonte Sigrun Brell, stellvertretende Leiterin des Forstamtes Hanau-Wolfgang. Pfarrer und Dechant Markus Günther nahm das Geschenk entgegen und versorgte das Bäumchen gleich mit Wasser. „So eine Patenschaft beinhaltet immer auch eine Verpflichtung. Es ist nun unsere Aufgabe als Pfarrei, uns um den Baum zu kümmern, dass er wachsen und blühen und Früchte tragen kann“, erklärte Günther. Der kleine Baum wurde gegen Wildverbiss geschützt und mit einem Schild versehen.

 

Bildunterschrift: Sigrun Brell (von links), Karla Wecke, Markus Günther, Uwe Steuber, Lukas Rippl und Hans Joachim Imhof bei der Baumpflanzung im Höchster Wald